Drei Vorurteile, die dich von einer veganen Ernährung abhalten
Vorurteil Nr. 1
Vegan ist öde
Keine Aussage könnte weiter von der Realität entfernt sein. Nach der Umstellung auf vegan fühlt sich dein Speiseplan vielleicht vorübergehend etwas eingeschränkt an. Öffnest du dich aber für neue Lebensmittel, Rezepte und Erfahrungen, dann wird dein Speiseplan reicher als je zuvor.
Lass dich für eine Weile beim Einkaufen von deiner Neugier leiten. Vieles wirst du nie wieder kaufen, aber vielleicht entdeckst du dein neues Lieblingslebensmittel.
- Probiere alles als vegan gekennzeichnete aus, was dich anspricht.
- Kaufe Obst- und Gemüsesorten, die du nie probiert oder gekocht hast.
- Nutze Gewürze und Kräuter.
- Iss den sprichwörtlichen Regenbogen.
- Feier deine Fehlversuche und Triumphe in der Küche gleichermaßen.
- Hab Spaß!
Und je mehr du dich an eine naturnahe Ernährung gewöhnst, desto sensibler werden deine Geschmacksnerven. Denn viele verarbeitete Lebensmittel, egal ob pflanzlich oder tierisch, enthalten Unmengen von Salz oder Zucker oder beides. Das lässt deine Geschmacksnerven abstumpfen. Reduzierst du den Anteil an verarbeiteten Lebensmitteln und setzt dich bewusst mit natürlichen Lebensmitteln auseinander, kehren deine Geschmacksnerven langsam aber sicher wieder zu ihrer ursprünglichen Form zurück. Gemüse wird zur Geschmacksbombe und Obst sowieso.
Schon mal mit einer Himbeere im Mund eine Gänsehaut bekommen? Wie könnte vegan da öde sein?!
Vorurteil Nr. 2
Vegan ist teuer
Vegan kann teuer sein. Muss aber nicht. Vegan ist teuer, wenn du deine Ernährung ausschließlich mit „Ersatzprodukten“ gestaltest. Denn die Lebensmittelproduzenten haben inzwischen auch erkannt, dass sich mit dem Vegan-Label Geld verdienen lässt und viele Leute bereit sind, den höheren Preis zu zahlen.
Ich glaube nicht daran, dass der Preis für eine vegane Tafel Schokolade derselben Marke wie eine nicht-vegane, aufgrund der Rohstoffe den 1,5-fachen Preis kosten muss. Gestaltest du deine vegane Ernährung vollwertig und naturnah, dann kann sie sogar billiger sein, als eine gewöhnliche Mischkost.
Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreide haben einen wesentlich geringeren Grundpreis als Fleisch und Fertigprodukte. Vor allem, wenn es heimische Sorten sind und du saisonal einkaufst. Du hast dann vielleicht sogar den finanziellen Spielraum einen größeren Teil deiner Lebensmittel in Bioqualität zu kaufen.
Viele vegane Rezepte arbeiten mit Zutaten, die nur im Bioladen für teures Geld zu bekommen sind. Dann nutzt du oft nur einen Löffel vom Mandelmus für 7,20 € und der Rest wird im Schrank ranzig. Schau daher nach Rezepten, die mit wenigen „Ersatzzutaten“ auskommen. Grundsätzlich gilt, je näher am Ursprungsprodukt (so wie Frucht, Nuss & Co gewachsen sind), desto billiger ist es.
Am Bespiel Mandeln:
- 100 g ganze Mandeln kosten ca. 1,25 €
- 100 g gehackte Mandeln bereits 1,99 €
- 100 g Mandelmus ganze 3,00 €
(Preise aus einem großen deutschen Online-Supermarkt, Stand September 2016).
Viele „Ersatzzutaten“ kannst du auch zuhause selber machen. Frag beim nächsten Mal die Suchmaschine, was sie zu „Zutat xy selbermachen“ zu sagen hat. Das Internet ist voll von erfindungsreichen Veganern!
Vorurteil Nr. 3
Vegan ist kompliziert
Genauso wie Vorurteil Nr. 2 – vegan kann kompliziert sein, muss aber nicht.
Erste wichtige Voraussetzung für eine unkomplizierte vegane Ernährung: Lust selber zu kochen. Große Finesse ist in der Küche genauso wenig ein Muss, wie bei Mischkost.
Die zweite wichtige Voraussetzung: einfache Rezepte mit wenigen Zutaten. Und daran scheitern leider viele vegane Kochbücher. Nach Rezept kochen ist eine super Sache, wenn du bisher nur Fertiggerichte aus der Mikrowelle zubereitet hast, Gäste beeindrucken oder einfach dein Repertoire erweitern willst. Kennst du deine Lieblingslebensmittel und die Kombinationen, in denen sie gut schmecken, kommst du sicher schnell auch ohne Rezepte in der Küche aus. Vertrau deinem Instinkt und hab Spaß beim Experimentieren.
Zutaten
Vegane Lebensmittel waren früher nur in muffigen Reformhäusern zu finden und schmeckten fürchterlich. Ich erinnere mich, wie ich vor etwa 20 Jahren das erste Mal Sojamilch probiert habe. Ich hätte fast unfreiwillig den Raum damit dekoriert, so widerlich war die. Auch wenn ich immer noch kein Sojamilchfan bin (Hafer- oder Mandelmilch sind mir lieber), hat sich seitdem eine Menge in Punkto Qualität und Verfügbarkeit getan. Inzwischen führen selbst Discounter die Basics der „Ersatzprodukte“ ein. Somit wird die Versorgung auch außerhalb von Großstädten immer leichter.
Bei einer naturnahen, pflanzlichen Ernährung ist die Beschaffung von Zutaten nirgendwo auf der Welt ein großes Problem – Nord- und Südpol jetzt vielleicht mal ausgenommen. Denn Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreide gibt es überall. Egal also, ob du in einem deutschen Dorf lebst oder zum Urlaub nach Südamerika fliegst – du solltest dich überall vegan versorgen können.
Reisen & Restaurantbesuche
Ein kleines Zugeständnis muss ich an das Vorurteil in Sachen Restaurantbesuche und Reisen machen. In Großstädten sprießen die veganen Restaurants und Café gerade wie die Pilze aus dem Boden. Wer aber außerhalb lebt, hat es oft schwer. Auf dem Land dominiert vielerorts noch immer die fleischreiche, deutsche Hausmannskost. Die zwei vegetarischen Gerichte auf der Karte sind Salat mit Sahnesoße und Gemüseauflauf mit 3 cm dicker Käsekruste. Von vegan haben viele noch nicht mal gehört.
Meiner Erfahrung nach, sollte jedes Restaurant, in dem wirklich frisch gekocht wird (und woanders will man eh nicht essen), in der Lage sein, einfach etwas gedünstetes oder gebratenes Gemüse zuzubereiten. Ja, manchmal brauchst du ein dickes Fell und gute Nerven dafür, aber je mehr Leute vegane Alternativen in Restaurants anfragen, desto eher registrieren die Wirte, dass ein Bedarf vorhanden ist und sich damit Geld verdienen lässt.
Auf Reisen hängt es sehr stark vom Reiseziel ab. In Asien ist es oft sehr einfach, da die traditionelle Küche eh sehr gemüselastig ist und Milchprodukte sehr selten Verwendung finden. Dagegen können Südamerika oder auch einige europäische Länder, wie z.B. Spanien schon eher zur Herausforderung werden.
Der Schlüssel zum Reiseglück: Vorbereitung.
Möglichkeit Nr. 1: du suchst dir dein Reiseziel gleich nach deinen Bedürfnissen aus. Google einfach die besten veganen Reiseziele und dir wird geholfen. Apps wie Happy Cow & Vanilla Bean helfen bei der Suche nach veganen Lokalen.
Möglichkeit Nr. 2: Selbstversorger-Urlaub. Versichere dich vorab, dass dein Hostel, Hotel oder Campingplatz über eine ausreichend ausgestattete Küche verfügt, die du nutzen kannst. Oder du nimmst dir ein Apartment über Airbnb, 9flats, wimdu oder einen anderen Anbieter. Dort findest du dann auch Küchen die mit Mixer, Küchenmaschine und ähnlichem Luxus ausgestattet sind, den du in Hostels selten findest.
Zutatenlisten
Ein letzter Punkt: Ja, die Zutatenlisten verpackter Lebensmittel zu lesen und verstehen, ob der Inhalt vegan ist, ist anfangs kompliziert. Viele tierische Produkte zählen zu den Allergenen und sind daher in Zutatenlisten immer häufiger fett gedruckt. Vorsichtig ist bei vielen E-Nummern und anderen Stoffen geboten, deren Namen du nicht aussprechen kannst. Aber ganz ehrlich, sobald du anfängst Etiketten zu lesen, wirst du ganz bald eh keine Lust mehr haben, solche Produkte zu essen. Solltest du trotzdem das Bedürfnis haben, findest du bei Peta eine ausführliche Liste mit Zusatzstoffen, die nicht vegan sind. Aber Achtung – Ekel ist vorprogrammiert!
Du siehst also, wenn du dich in deinem veganen Leben ein wenig eingerichtet hast, muss es keinesfalls kompliziert sein. Außer vielleicht, du kannst dich zwischen all den leckeren Optionen nicht entscheiden 😉
Was sind oder waren deine Vorurteile?
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Neben diesen 3 Vorurteilen könnten dich auch diese 3 Ängste von einer veganen Ernährung abhalten.
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